Montag, 31. März 2008

Die Härte

Heute habe ich wohl eine der bewegendsten Begegnungen meines Lebens gemacht. Zu Besuch bei unserem Projekt Fit 4 Life&Job mit den Youngsters und auch am Nachmittag im Coolness Training kam Andreas Marquardt - ein ehemaliger Zuhälter, einer der bekanntesten, härtesten und brutalsten in Berlin. Um dies zu verstehen, kann ich nur Dokuausschnitte auf YouTube.com ('andreas marquardt' eingeben), das Buch 'Härte' von ihm und seine Webseite www.andreasmarquardt.de empfehlen. Er hat uns den ganzen Tag aus seinem Leben erzählt. Als Kind wurde er von seinem Vater gewalttätig misshandelt, von seiner Mutter jahrelang sexuell missbraucht. Er hat sich zum Kampfsportler ausbilden lassen, hat in Karate etliche Titel geholt, Asienmeister, Vizeweltmeister etc. - und nebenbei war er eben Zuhälter, der auch 8 Jahre im Knast verbracht hat. Ich bin neben ihm gesessen und habe mich teils gefühlt, wie in einem Film - eine Realityshow, aber extremer, härter und mit Geschichten, die einem in der Seele wehtun. Ich kann meine Gefühle derzeit nicht beschreiben, es war ein einzigartiges Erlebniss, zu hören, was Andy erlebt hat, wie er sich von diesem 'alten' Leben trennen konnte und wo er heute steht. Nicht nur ich, sondern auch die Trainer, alle unsere Teilnehmer waren beeindruckt, erschüttert, von Respekt und Bewunderung erfüllt. Es war auuserdem ganz wichtig, welche Botschaft Andy unsern Schützlingen mitgegeben hat - nämlich das Gewalt kein Ausweg ist - und das Macht und Geld alleine nicht glücklich macht. Dass es einen anderen, stärkeren und besseren Weg gibt, etwas aus seinem Leben und seiner Persönlichkeit zu machen und dass es einen Weg hinauf gibt, selbst wenn man ganz unten ist. Ich glaube, dass es für die Teilnehmer unheimlich nützlich war, dies von einem solchen Mann zu hören und ich bin überzeugt, dass sie diese Begegnung zum Nachdenken anregen wird - was sie auch wirklich nötig haben.....Beim Mittagessen mit uns Trainern war er ein humorvoller, lieber Mensch, stupft mich an und schüttelt den Kopf, als ich an meinen Nägeln kaue, lächelt. So, dass seine Erzählungen manchmal so schwer zu asoziieren sind. Am 17. April kommt eine Doku auf RTL 2, und ich empfehle allen, da reinzuschauen.
Es war einmal mehr ein Tag in diesem Job, an welchem ich dankbar bin, hier gelandet zu sein und das alles miterleben zu dürfen. Ich habe hier das Gefühl, niemals zuvor richtiger gewählt zu haben und mehr gelernt zu haben. Nebst den emotionalen, harten, nervigen und traurigen Momenten, ist die Arbeit von Freude, Spass, Erfolgserlebnissen, Herz und viel, viel wertvollem Austausch geprägt. Ich habe nicht nur das Trainerteam, sondern auch jeden einzelnen der Kiddies in mein Herz geschlossen und es interessiert und bewegt mich jeden Tag wieder, ihre Entwicklung miterleben und unterstützen zu können und vorallem von ihnen so wunderbar aufgenommen worden zu sein.
Kleines Spassbeispiel: Ich renne den ganzen letzten Mittwoch mit dem Schweizshirt umher, prahle herum, wie wir die Deutschen platt machen werden, und reize alle bis aufs Letzte - wodurch ich natürlich die Feier meiner Niederlage am nächsten Tag nur so angeheizt habe :-) Habe aber brav meine Wettschulden beglichen und zum Trost haben die Schätze mich von dem Geld mit Süssigkeiten eingedeckt....so süss sind die.
Ausserdem lohnenswert zu lesen - die Presseberichte auf www.anti-gewalt-zentrum.de.

Donnerstag, 13. März 2008

Adventurous Girlsweekend, Hurricane, Strike






FOTOS: Sightseeing mit Velo - Apérotime auf dem Fernsehturm - Mmmmh, jutes Bier! - THE GATE - Home Stores sind die Besten beim Shoppen; ideal zum Pause machen......
Vergangenes Wochenende war wiedermal ziemlich Lucie-Klassiker-mässig.....angefangen damit, dass ich am Freitag Abend hinter Til Schweiger an der Kasse im Supermarkt gestanden habe und er mich freundlicherweise vorgelassen hat, weil ich doch nur Milch und Eier kaufte....er sieht auch in echt so gut aus! Dementsprechend war mein Herzschlag....:-) 

Am Samstagmorgen kam Gaynor, meine englische Freundin aus Basel zu Besuch. Wir holten ein Mietvelo für sie, da hier die ganze U-Bahn und Busbetrieb seit mehr als einer Woche streikt. Machten uns natürlich sofort los an den Ku'damm um dort das Starbucks zu belagern, die Shops beim Powershopping durchzuscannen und aber auch die Gedächtniskirche zu  besichtigen! Später ging es weiter zum Fernsehturm, Berlin bei Nacht und natürlich erstmal einen Apéro.....später nur noch kleines Abendessen und dann ins Bett......Sonntag blauer Himmel, also raus in den Park zum Jogging, dann Brunch - und dann die Entscheidung, einen dieser Touribusse zu besteigen mit Guide :-) > ging alles wunderbar, bis wir am Brandenburger Tor ankamen. Bus hält, Gaynor und ich als euphorische Touristinnen klettern raus um Fotos zu machen. Pech für uns - denn als wir zurückkommen, ist der Bus weg.....und mit ihm meine Jacke mit allen Schlüsseln drin (Velo, Wohnung, Geschäft).....naja, wir warteten dann eine schlappe Stunde (ich peinlich zitternd in der Kälte) - bis dann wieder irgendwann wiedermal so ein Bus kam und setzten uns rein, versuchten noch irgendwie was von den historischen Erzählungen mitzubekommen - zwischendurch hysterisches Gelächter ab dieser dummen Story. Wir fahren mit, bis zum Ende der Tour, Busfahrer und Führerin haben eigentlich Feierabend, aber müssen wohl den Bus kontaktieren, in welchem meine Jacke drin ist.....So machen sie einen Treffpunkt aus zur 'Jackeübergabe'.....ich sitze etwas idiotisch im Hintergrund und traue mich nicht recht zu atmen - ist mir alles irgendwie ein bisschen peinlich :-)) Gottseidank treffen wir den anderen Bus, meine Jacke ist da - danke sagen und nix wie weg!!! Da stehen wir nun, am Ernst-Reuther-Platz, keine U-Bahn, Velos am Alex....Gaynor hat die hervorragende Idee zu trampen......nagut, besser als laufen, denk ich.....da stehen wir, nicht länger als eine Minute fährt der neueste und fetteste Mercedes vor . Darin sitzt ein in Nadelstreifen gekleideter Arzt, der sich offensichtlich sehr freut, uns rumchauffieren zu dürfen - und fährt mit uns die sage und schreibe GANZE Sightseeingtour nochmals ab. Aus schlechtem Gewissen erklären wir ihm erst nach 20 Minuten, dass wir gerne nach Hause möchten, weil wir ja das alles gerade eben gesehen haben....worauf uns er dann gnädigerweise zum Alex brachte und wir mit den Velos noch nach Hause trampten.....wir waren um 21h im Bett - fix und fertig, aber haben auf der ganzen Heimfahrt und auch zu Hause nur noch gequietscht vor Lachen....Gaynor begann noch mit meinem Nachbar am Fenster Zeichensprache zu sprechen, bis ich sie zurückpfiff, schliesslich muss ICH hier noch weiter wohnen! ;-) 

Ansonsten ist es nach wie vor toll hier - ich möchte nebenbei erwähnen, dass das Orkantief Johanna uns beehrt und die BVG ach wie vor streikt - das heisst für mich, nur mit Velo unterwegs sein. Das ginge ja noch. NUR - mein Arbeitsplatz liegt schlappe 26km von meinem Zuhasue entfernt. Das heisst, 52km am Tag - ca. 3 Stunden Velofahrt - im Orkan! Ich hatte ja meine Regenhose auf den Philippinen dabei, weil ich mich da auf solche Abenteuer eingestellt habe, aber HIER hatte ich das nicht erwartet.....toll, wirklich, KLASSE! :-).......